Aktuelle Situation und Informationen zur Kampagne
Stoppt den Krieg gegen indigene Gemeinden in Mexiko!
Mexiko unter Präsident López Obrador stellt sich gern als progressives Land dar, dass die Gewalt und die kolonialen Kontinuitäten vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte hinter sich gelassen hat. In Folge einiger populistischer Sozialreformen und Maßnahmen gegen die nach wie vor dramatische Korruption und die steigende Armut genießen die Regierung und ihr Projekt einer "vierten Transformation" (4T) teilweise große Zustimmung in der Bevölkerung.
Ein entsprechend aufpoliertes Image wird beispielsweise auch im Vordergrund stehen, wenn 2026 die Fußball-Weltmeisterschaft u.a. in Mexiko ausgetragen wird. Nach Qatar wieder alles in Ordnung im internationalen Fußball und die Welt zu Gast bei Freunden? – Die Realität ist eine andere! Für uns ein Grund, genau hinzuschauen, denn die Gewalt in Mexiko nimmt zu und Indigene sind zunehmend von Raubbau und Landkonflikten betroffen.
Unter leicht veränderten Vorzeichen findet eine Fortsetzung neokolonialer und neoliberaler Politik statt. Megaprojekte wie der "Tren Maya" werden zur Erschließung und Ausbeutung des Landes vorangetrieben. Sie zerstören die Regenwälder und werden unter Einbeziehung des Militärs repressiv durchgesetzt. Die Gewalt war nie verschwunden und sie explodiert erneut. Mexiko ist nach wie vor eines der gefährlichsten Länder der Welt etwa für Journalist:innen. Feminizide und das Verschwinden-Lassen von Menschenrechts- und Umweltaktivist:innen oder von Gewerkschafter:innen gehören zur tödlichen Alltäglichkeit: Aktuell sind in Mexiko im Durchschnitt sieben Feminizide am Tag zu verzeichnen und jeden Tag verschwindet jede Stunde eine Person.
Insbesondere indigene Gemeinden sind einmal mehr von der Gewalt betroffen. Aktuell verschärft sich in Chiapas ein gegen die Zapatistas geführter Krieg niedriger Intensität. Geduldet und befördert durch die Regierung wird er maßgeblich von Paramilitärs getragen. Bedrohungen, das Abbrennen von Feldern und Gebäuden und bewaffnete Übergriffe nehmen zu. Zapatistas und andere Indigene mussten teilweise bereits ihre Gemeinden verlassen. Immer wieder gibt es Schüsse – auf Menschen bei der Erntearbeit oder auf Schulen und andere Gemeindegebäude. Erst am 22. Mai 2023 erlitt ein Compa bei einem paramilitärischen Angriff schwerste Schussverletzungen.
Doch der Widerstand geht weiter und die Solidarität ist groß! Erst kürzlich hat sich eine international breit geteilte Erklärung aus Mexiko an die Seite der Zapatistas und anderer indigener Widerstände gestellt. Dem Aufruf zu einem globalen Aktionstag am 8. Juni folgte eine vielfältige Mobilisierung, die weltweit zum Ausdruck brachte: L@s Zapatistas no están solos! - Die Zapatistas sind nicht allein!
Für September 2023 ist eine Delegation des CNI (Congreso Nacional Indígena) aus Mexiko eingeladen, die europäischen Territorien zu besuchen. Auf ihrer Rundreise wollen die indigene Aktivist:innen über die besorgniserregende Situation berichten und darstellen, wie sie gegen die zunehmende Gewalt und für ihre Autonomie kämpfen. Ebenso wird es um die Verschränkung globaler Ausbeutungsverhältnisse und damit um die Schnittstellen gehen, an denen unsere Solidarität weiterhin praktisch werden kann.
Zusammen mit vielen weiteren Organisationen und Kollektiven aus ganz Europa unterstützt Café Libertad die Einladung der Delegation. Neben Zusammenkünften in anderen deutschen und europäischen Städten sind Anfang September auch Veranstaltungen in Hamburg geplant. Weitere Informationen und Ankündigungen folgen.