Gegen patriarchale Zustände im Kaffeewelthandel
Frauenkooperative Aprolma
Die Kooperative Aprolma (Asociación de Productoras Libres de Marcala) befindet sich in der Provinz Marcala, La Paz, im zentralamerikanischen Land Honduras. In der Region gibt es reichhaltige Erfahrungen mit dem Anbau von Kaffee und auch gemeinsame Projekte zur Qualitätsentwicklung.
Aprolma ist aus einer der ersten Frauenkooperativen in Honduras entstanden. Zur Zeit sind rund 70 Frauen in der Kooperative aktiv. Sie bauen Kaffee auf ihren eigenen Feldern an. Die Frauen bewirtschaften in der Regel Anbauflächen von ein oder zwei Hektar. Der Kaffee wird biologisch angebaut und Aprolma besitzt eine Bio-Zertifizierung.
Die Compañeras von Aprolma legen viel Wert auf die Qualität ihres Kaffees als Grundlage für ihre Unabhängigkeit und Autonomie. Für sie sind dabei vier Aspekte wichtig:
1. Die Stärkung der Organisation durch die ständige Verbesserung des Produktionsprozesses.
2. Eine nachhaltige Produktion durch eine bessere Nutzung der Plantagen und die Anwendung von umweltfreundlichen Methoden.
3. Direktes und solidarisches Handeln ohne Zwischenhändler*innen, um die Lebensqualität der Bäuerinnen zu verbessern.
4. Eine kollektive Infrastruktur auf der Grundlage einer intelligenten Nutzung der zur Verfügung stehenden Mittel.
Der Rohkaffee von Aprolma zeichnet sich durch seine besondere Qualität aus. Er besitzt eine Fruchtigkeit, die auch bei kräftigen, dunklen Röstungen eine hohe Lebendigkeit mit sich bringt. Unter anderem in der Sorte Las Chonas wird er bei Café Libertad als Single-Röstung verarbeitet.
Politische Situation in Honduras
Honduras hat eine lange Historie kolonialer Ausbeutung und von Militärputschen hinter sich. Großzügige Konzessionen lockten kapitalstarke Konzerne wie die "United Fruit Company" an, die große Plantagen gründeten und so zur Entwicklung der sprichwörtlichen "Bananenrepublik" beitrugen. Wechselnde Diktatoren, die von anderen Ländern gestützt wurden, handelten im Interesse internationaler Geldgeber. 1954 stellte Honduras sein Territorium für eine Invasionstruppe zum Sturz des guatemaltekischen Präsidenten zur Verfügung. Das Land war zudem lange Brückenkopf und Rückzugsraum der Contras im nicaraguanischen Bürgerkrieg.
Am 28. Juni 2009 wurde der amtierende Präsident in Honduras durch einen Putsch des Militärs gestürzt. Seitdem hat sich die Sicherheitslage dramatisch verschlechtert. Bekannte politische Aktivist*innen wie Berta Caceres von der indigenen Organisation Copinh wurden ermordet. Besonders drastisch ist auch die Zunahme von Hassverbrechen gegen Mitglieder der LGBTI*-Community. Eine juristische Aufarbeitung der Verbrechen findet kaum statt. Im Gegenteil: Große Konzerne, die Politik und Angehörige von Polizei und Militär sind häufig an Morden und Menschenrechtsverbrechen beteiligt. Es herrscht ein Klima der Korruption, Rechtlosigkeit und Gewalt. Bei den Wahlen im November 2017 wurden Manipulationsvorwürfe laut und Wahlbetrug vermutet. Bei anschließenden Protesten der Bevölkerung kamen mindestens 20 Menschen ums Leben und Tausende wurden festgenommen.
Selbstorganisierung und politische Unabhängigkeit
Die tägliche Arbeit der Frauenkooperative findet folglich unter politisch schwierigen Bedingungen statt. Aktuell sehen sich die Mitglieder von Aprolma zudem durch die Klimaerwärmung und zunehmend extreme Wetterbedingungen vor neuen Herausforderungen gestellt. Sie klären über die Folgen dieser Entwicklungen wie z.B. drohende Ernte- oder Qualitätsverluste und die Verarmung der Bevölkerung auf und entwickeln aktive Gegenmaßnahmen. Ebenso organisieren sie sich gegen das patriarchale System in Honduras und gegen die Erpressungen und die Drohungen bewaffneter Gruppen, die mit korrupten Politiker*innen und Militärs zusammenarbeiten.
Auch die Selbstorganisierung und die finanzielle Unabhängigkeit von Compañeras im Kaffeehandel wird nach wie vor von männlichen Compañeros nicht immer akzeptiert. Die gemeinsame Arbeit in der Kooperative setzt dabei nicht nur ein politisches Ausrufezeichen für Emanzipation und gleichberechtigte Arbeitsverhältnisse, sondern ist von konkreter Bedeutung für die ökonomische und politische Unabhängigkeit.