Mexiko, Chiapas
Kaffeekooperative Maya Vinic
Die Kaffeekooperative Maya Vinic wurde 1999 in Chiapas, Mexiko gegründet. Sie exportiert ihren bio-zertifizierten Kaffee direkt und ohne Zwischenhändler:innen. Die ca. 300 Mitglieder von Maya Vinic sind mehrheitlich Tzotzil-Indigene aus der Hochlandgemeinden Chenalhó, Chachihuitán und Pantehló. Der Hauptsitz der Kooperative befindet sich in Acteal, eine Stadt im Bezirk Chenalhó.
Las Abejas und das Massaker von Acteal
Die Gründung von Maya Viniv ist eng mit der indigenen religiösen Gruppe der Las Abejas (Die Bienen) und dem Massaker von Acteal verbunden, bei dem am 22. Dezember 1997 in einer Kapelle 45 Menschen, die den Las Abejas angehörten, von Paramilitärs ermordet wurden.
Las Abejas hatte sich Anfang der 1990er Jahre in Folge von Landkonflikten und als Reaktion auf politische Ungerechtigkeit gegründet und kämpft seitdem gegen kapitalistische Ausbeutung und für die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen. Die christlich-pazifistische Organisation steht der Diözese von San Cristobal de las Casas nahe, die wiederum die Befreiungstheologie folgt. Als sich die Zapatistas 1994 erhoben schloss Las Abjeas sich dem Aufstand zwar nicht an, erklärte sich aber solidarisch mit den Prinzipien und Zielen der EZLN.
Damit wurden auch sie zur Zielscheibe von Angriffen, die in dem Massaker von Acetal einen traurigen Höhepunkt fanden. Die Gemeindemitglieder, die sich zum Beten versammelt hatten, wurden von etwa 90 Paramilitärs gnadenlos massakriert. Ermordet wurden 16 Kinder und Jugendliche, 20 Frauen und neun erwachsene Männer. Die Aktion dauerte sieben Stunden und fand nur 200 Meter von einem Kontrollpunkt der Polizei entfernt statt, ohne dass diese eingriff.
Das Massaker wurde nie restlos aufgeklärt, viele Beschuldigte wieder freigesprochen. Es ist als Vergeltung für die Solidarität mit der zapatistischen Bewegung zu werten und war Teil der staatlich geförderten Aufstandsbekämpfung durch paramilitärische Gruppen.
Kooperative Selbstorganisierung
Nach dem Massaker fanden die Überlebenden und andere Mitglieder der Organisation Las Abejas keine Ruhe. Weitere Einschüchterungen und Morddrohungen folgten und zwangen ca. 2.000 Tzotzil-Indigene zur Flucht. Unter den Vertriebenen gab es Bäuer:innen, die sich mit dem Kaffeeanbau gut auskannten, woraus bald eine Möglichkeit wurde, in den neuen Regionen zu überleben.
Als nächster Schritt und gemeinsame Lösung ging hieraus schließlich die Gründung von Maya Vinic hervor. Die Selbstorganisierung in der Kooperative leistet dabei nicht nur ein Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität. Sie ist auch Ausdruck des anhaltenden Widerstandes gegen die Repression und Teil indigener Kämpfe für Autonomie und ein ganz anderes Ganzes.
Maya Vinic ist den Zapatistas weiterhin eng verbunden. Sie steht den widerständigen Gemeinden solidarisch zur Seite und pflegt enge Beziehungen zu ihnen. Wie auch die zapatistischen Kaffeekooperativen Yachil Xojobal und Yochin Tayel zeigt Maya Vinic, dass ein anderes Handeln und eine andere Welt möglich sind.
Seit 2023 importiert Café Libertad Kollektiv neben zapatistischen Kaffee aus Chiapas auch von Maya Vinic. Wir freuen uns sehr, dadurch den Widerstand und die Autonomie der indigenen Gemeinden auf einer breiten Basis zu unterstützen.