Costa Rica, Puntarenas
Finca Sonador & CoopeAgri
Die Finca Sonador ist als Projekt des europäischen Longo Mai Netzwerkes entstanden und exportiert ihren Kaffee in Zusammenarbeit mit dem großen Kooperativenverband CoopeAgri.
Als im Jahr 1979 viele Menschen vor dem Terrorregime Anastasio Somozas in Nicaragua fliehen mussten, entschloss sich die Kooperative Longo Mai zum Kauf der Finca Sonador. Die Idee war, Geflüchteten aus Nicaragua Land zur Verfügung zu stellen und ihnen hierdurch ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Nach dem Sieg der Sandinistas kehrten die meisten Nicaraguaner*innen zurück. Flüchtende vor der Gewalt des Regimes in El Salvador nahmen ihren Platz ein. Auch indigene und landlose costa-ricanische Familien zogen nach, um auf der Finca eigene Anbauflächen zu bewirtschaften und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
Im Vordergrund steht bei der Finca Sonador das gemeinschaftliche Zusammenleben auf Basis von Selbstverwaltung und landwirtschaftlicher Selbstversorgung. Viel Wert wird auch auf den Schutz der zur Finca gehörenden Regenwaldflächen und auf die Diversifikation bei der Bewirtschaftung der Sekundärwälder gelegt. Zusätzlich werden verschiedenste soziale und politische Projekte durchgeführt.
Politische Situation und Probleme des Kaffeeanbaus in Costa Rica
Costa Rica gilt in Mittelamerika als ein Land, das vergleichsweise sicher ist dessen Sozialsysteme einen relativ hohen Standard haben. Positiv auf die Sicherheitslage wirkt sich aus, dass Costa Rica über kein eigenes Militär verfügt; so blieben auch Militärputsche und Bürgerkriege anders als in den Nachbarländern aus. Allerdings gibt es starke, kasernierte Grenzschutzverbände, welche die Einreise in das Land und damit die Durchreise nach Nordamerika verhindern sollen. In der Grenzregion kommt es daher immer wieder zu Auseinandersetzungen und zu Gewalt gegen Flüchtende.
Der Kaffeeanbau in Costa Rica ist wie in vielen Ländern durch die Roya bedroht. Mehr als die Hälfte der 933 000 Hektar, auf denen Kaffee in Mittelamerika angebaut wird, hat der Pilz befallen und raubt vielen Menschen die Lebensgrundlage. Zudem wandern viele Kaffeekonzerne aufgrund der Lebenshaltungskosten in Costa Rica und den daraus resultierenden höheren Kaffeepreisen in ärmere Billiglohnländer in der Region ab. Dadurch setzten die Konzerne die kaffeeproduzierenden Kooperativen und ihre Mitglieder unter starken Konkurrenz- und Preisdruck und sie begünstigen direkt wie indirekt korrupte Regime und Menschenrechtsverbrechen in den Nachbarländern.
Nachhaltigkeit, Biodiversifikation und Selbstversorgung
Während es in den 80er Jahren bei der Finca Sonador vor allem darum ging, Bürgerkriegsflüchtigen aus dem zentralamerikanischen Raum einen Ort zur Selbstorganisation zu bieten, entwickelt sich die Gemeinschaft heute mehr und mehr zu einem Ökozentrum und Versuchsfeld alternativer Anbaumethoden.
Für die Selbstversorgung des Dorfes werden Mais, Bohnen, Reis, Yuca (Maniok), Bananen, Platanos (Kochbananen), Früchte etc. produziert, für den Markt vor allem Kaffee und Zuckerrohr. Das Gebiet von Longo Mai umfasst rund 900 ha, davon ist etwa die Hälfte Regenwald, der von der Gemeinde nachhaltig geschützt wird. Für die rund 400 Einwohner*innen gibt es zwei pulperías (Gemischtwarenläden), eine eigene Schule und einen Kindergarten. Die Infrastruktur und die verschiedenen Aktivitäten werden in freiwilliger Arbeitsteilung von zahlreichen Komitees gehandhabt.